Wie man unterbewertete Aktien findet

Unterbewertete Aktien bieten Investoren die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren, die unter ihrem fairen Wert gehandelt werden. Diese Aktien können erhebliches Potenzial für Kursgewinne bieten, wenn der Markt ihren wahren Wert erkennt. In diesem Artikel erklären wir dir, wie du unterbewertete Aktien finden kannst, welche Kennzahlen und Methoden du verwenden solltest und welche Strategien du anwenden kannst, um in solche Aktien zu investieren.

Warum in unterbewertete Aktien investieren?

Vorteile

  • Hohes Gewinnpotenzial: Da unterbewertete Aktien unter ihrem inneren Wert gehandelt werden, haben sie das Potenzial, signifikante Kursgewinne zu erzielen, wenn der Markt sie richtig bewertet.

  • Geringeres Risiko: Wenn eine Aktie bereits unterbewertet ist, besteht ein geringeres Risiko, dass ihr Kurs weiter stark fällt, es sei denn, es gibt fundamentale Probleme im Unternehmen.

  • Dividenden: Viele unterbewertete Aktien zahlen Dividenden, was zusätzliche Einnahmen für Investoren generieren kann.

Risiken

  • Langsames Wachstum: Unterbewertete Aktien können lange Zeit unterbewertet bleiben, insbesondere wenn der Markt ihre Aussichten nicht erkennt.

  • Fundamentale Probleme: Es besteht das Risiko, dass eine Aktie aus gutem Grund unterbewertet ist, beispielsweise aufgrund von Managementproblemen oder schlechter Unternehmensführung.

Kennzahlen zur Identifizierung unterbewerteter Aktien

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine der am häufigsten verwendeten Kennzahlen zur Bewertung von Aktien. Es wird berechnet, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie (EPS) geteilt wird.

KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie (EPS)

Ein niedriges KGV kann darauf hindeuten, dass die Aktie unterbewertet ist, vornehmlich wenn das Unternehmen solide Gewinne erwirtschaftet und Wachstumspotenzial hat.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) vergleicht den Aktienkurs mit dem Buchwert des Unternehmens. Der Buchwert ist der Gesamtwert der Vermögenswerte eines Unternehmens abzüglich seiner Verbindlichkeiten.

KBV = Aktienkurs / Buchwert pro Aktie

Ein KBV unter 1 kann ein Zeichen dafür sein, dass die Aktie unterbewertet ist, da der Markt sie für weniger als den Wert ihrer Vermögenswerte bewertet.

Dividendenrendite

Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl, die die jährliche Dividende eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Aktienkurs angibt.

Dividendenrendite = Jährliche Dividende je Aktie / Aktienkurs

Eine hohe Dividendenrendite kann auf eine unterbewertete Aktie hindeuten, insbesondere wenn das Unternehmen stabile und wachsende Dividenden zahlt.

Free Cash Flow (FCF)

Der Free Cash Flow (FCF) misst das Geld, das ein Unternehmen nach Abzug von Betriebskosten und Investitionen zur Verfügung hat. Ein hoher FCF kann ein Indikator für eine unterbewertete Aktie sein, da es zeigt, dass das Unternehmen in der Lage ist, Gewinne zu erwirtschaften und potenziell Dividenden zu zahlen oder Aktienrückkäufe durchzuführen.

FCF= Operativer Cashflow−Kapitalausgaben

Methoden zur Identifizierung unterbewerteter Aktien

Fundamentalanalyse

Die Fundamentalanalyse ist eine Methode zur Bewertung eines Unternehmens anhand seiner finanziellen Gesundheit und seiner Geschäftsaussichten. Dies umfasst die Analyse von Finanzberichten, Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Cashflow-Diagrammen.

Wichtige Aspekte der Fundamentalanalyse:

  • Gewinnwachstum: Unternehmen mit stetigem Gewinnwachstum haben in der Regel ein höheres Potenzial, dass ihre Aktien steigen.

  • Schuldenquote: Unternehmen mit niedrigen Schulden haben ein geringeres finanzielles Risiko.

  • Managementqualität: Ein starkes Managementteam kann einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben.

Technische Analyse

Die technische Analyse konzentriert sich auf die Analyse von Aktienkursen und Handelsvolumen, um zukünftige Kursbewegungen vorherzusagen. Dabei werden verschiedene Indikatoren und Chartmuster verwendet, um Kauf- oder Verkaufssignale zu identifizieren.

Wichtige technische Indikatoren:

  • Relative Strength Index (RSI): Der RSI misst die Geschwindigkeit und Veränderung von Kursbewegungen. Ein RSI unter 30 kann auf eine überverkaufte Aktie hindeuten, die potenziell unterbewertet ist.

  • Gleitende Durchschnitte: Diese Indikatoren helfen, Trends zu identifizieren. Wenn der kurzfristige gleitende Durchschnitt den langfristigen überschreitet, könnte dies ein Kaufsignal sein.

Bewertungsmodelle

Bewertungsmodelle wie das Discounted Cash Flow (DCF)-Modell oder das Dividend Discount Model (DDM) können verwendet werden, um den inneren Wert einer Aktie zu berechnen. Diese Modelle berücksichtigen zukünftige Cashflows oder Dividenden und diskontieren sie auf den aktuellen Wert.

Discounted Cash Flow (DCF)-Modell:

Das DCF-Modell schätzt den inneren Wert eines Unternehmens auf Basis seiner zukünftigen Cashflows, die auf den heutigen Wert diskontiert werden.

DCF=∑(Cashflow im Jahr t /(1+r)^t)

wobei t die Anzahl der Jahre und r der Diskontsatz ist.

Strategien zur Investition in unterbewertete Aktien

Langfristige Investition

Eine langfristige Investitionsstrategie in unterbewertete Aktien erfordert Geduld und eine gründliche Analyse. Investoren sollten bereit sein, Aktien über mehrere Jahre zu halten, um das volle Potenzial von Kurssteigerungen zu realisieren.

Wichtige Überlegungen:

  • Diversifikation: Diversifiziere dein Portfolio, um das Risiko zu streuen.

  • Reinvestition von Dividenden: Nutze Dividenden, um zusätzliche Aktien zu kaufen und dein Investment weiter zu stärken.

Value-Investing

Value-Investing ist eine Anlagestrategie, die sich auf den Kauf von Aktien konzentriert, die unter ihrem inneren Wert gehandelt werden. Diese Strategie wurde von Investoren wie Benjamin Graham und Warren Buffett populär gemacht.

Wichtige Prinzipien:

  • Sicherheitsmarge: Kaufe Aktien mit einer großen Sicherheitsmarge, um das Risiko von Fehlbewertungen zu minimieren.

  • Langfristige Perspektive: Halte Aktien langfristig, um von ihrer Wertsteigerung zu profitieren.

Contrarian-Investing

Contrarian-Investing ist eine Strategie, bei der Investoren gegen den Markttrend handeln. Diese Strategie kann besonders effektiv sein, wenn der Markt überreagiert und Aktien unterbewertet sind.

Wichtige Überlegungen:

  • Marktstimmung analysieren: Identifiziere Phasen extremer Marktstimmung, in denen Aktien möglicherweise unterbewertet sind.

  • Geduld: Contrarian-Investing erfordert Geduld und Überzeugung, da es einige Zeit dauern kann, bis sich der Markt wieder normalisiert.

Beispiele für erfolgreiche Investitionen in unterbewertete Aktien

Beispiel 1: Apple Inc. (AAPL)

In den frühen 2000er Jahren galt Apple als unterbewertet, als das Unternehmen Schwierigkeiten hatte, sich im PC-Markt zu behaupten. Investoren, die in dieser Zeit Apple-Aktien kauften, profitierten erheblich von der Einführung des iPod, iPhone und anderer erfolgreicher Produkte, die den Aktienkurs massiv ansteigen ließen.

Beispiel 2: Amazon.com Inc. (AMZN)

Nach dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre wurde Amazon stark unterbewertet. Langfristige Investoren, die an das Geschäftsmodell und das Wachstumspotenzial von Amazon glaubten, wurden später durch erhebliche Kursgewinne belohnt, als das Unternehmen seinen Umsatz und Gewinn steigerte.

Fazit

Die Suche nach unterbewerteten Aktien erfordert Geduld, sorgfältige Analyse und eine fundierte Strategie. Durch die Kombination von fundamentaler Analyse, technischen Indikatoren und Bewertungsmodellen können Investoren attraktive Anlagemöglichkeiten identifizieren und potenziell hohe Renditen erzielen. Eine ausgewogene Diversifikation und eine langfristige Perspektive sind entscheidend, um die Risiken zu minimieren und den Erfolg zu maximieren.

Für weitere Informationen und tiefere Einblicke in die Welt der Aktieninvestitionen, schau dir unsere Artikel zu Was sind Leerverkäufe, Was ist ein Aktienscreening, Was ist ein Börsencrash, Was ist Insiderhandel und Was sind Hedgefonds an.

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