Was sind Derivate?

Derivate sind komplexe Finanzinstrumente, die ihren Wert von einem zugrunde liegenden Basiswert ableiten. Zu den Basiswerten gehören Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen, Zinssätze und Marktindizes. In diesem Artikel erfährst du, was Derivate sind, wie sie funktionieren, welche Arten es gibt und welche Chancen und Risiken mit ihnen verbunden sind.

Definition und Funktionsweise von Derivaten

Definition

Ein Derivat ist ein Vertrag zwischen zwei oder mehr Parteien, dessen Wert auf den zukünftigen Kurs eines zugrunde liegenden Basiswerts spekuliert. Derivate werden in der Regel zur Absicherung, Spekulation oder Arbitrage eingesetzt. Der bekannteste Einsatz von Derivaten ist der Handel an Finanzmärkten, aber sie können auch in anderen Bereichen der Wirtschaft verwendet werden.

Funktionsweise

Derivate funktionieren, indem sie einen Kontrakt zwischen Käufer und Verkäufer festlegen. Die Parteien einigen sich darauf, den Basiswert zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Der Wert des Derivats ändert sich in Abhängigkeit vom Wert des Basiswerts.

Beispielsweise könnte ein Derivat auf den zukünftigen Preis von Rohöl basieren. Wenn der Preis von Rohöl steigt, steigt auch der Wert des Derivats und umgekehrt. Dies ermöglicht es den Marktteilnehmern, von Preisschwankungen zu profitieren oder sich gegen sie abzusichern.

Arten von Derivaten

Optionen

Optionen geben dem Inhaber das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen. Es gibt zwei Hauptarten von Optionen:

  • Call-Option: Das Recht, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen.

  • Put-Option: Das Recht, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis zu verkaufen.

Optionen bieten Flexibilität und können für verschiedene Strategien zur Absicherung oder Spekulation verwendet werden.

Futures

Futures sind standardisierte Verträge, bei denen sich die Parteien verpflichten, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis und zu einem festgelegten zukünftigen Datum zu kaufen oder zu verkaufen. Futures werden oft zur Absicherung oder Spekulation eingesetzt und sind an Terminbörsen wie der Chicago Mercantile Exchange (CME) handelbar.

Forwards

Forwards sind ähnliche Verträge wie Futures, aber sie werden außerbörslich (over-the-counter, OTC) gehandelt und sind nicht standardisiert. Forwards können individuell angepasst werden und bieten mehr Flexibilität, sind aber auch mit höheren Risiken verbunden, da sie nicht über eine Börse abgewickelt werden.

Swaps

Swaps sind Verträge, bei denen zwei Parteien Zahlungsströme oder finanzielle Verpflichtungen tauschen. Der gebräuchlichste Swap-Typ ist der Zinsswap, bei dem feste Zinszahlungen gegen variable Zinszahlungen getauscht werden. Swaps werden häufig von Unternehmen zur Absicherung gegen Zinsschwankungen oder Währungsrisiken verwendet.

Chancen und Risiken von Derivaten

Chancen

  • Absicherung: Derivate können verwendet werden, um sich gegen Preisschwankungen von Vermögenswerten abzusichern. Ein Unternehmen, das beispielsweise Rohstoffe kauft, kann Derivate nutzen, um sich gegen Preiserhöhungen abzusichern.

  • Hebelwirkung: Derivate ermöglichen es Anlegern, große Positionen mit relativ geringem Kapitaleinsatz zu kontrollieren. Dies kann zu hohen Gewinnen führen, wenn der Markt in die gewünschte Richtung geht.

  • Flexibilität: Derivate bieten eine Vielzahl von Strategien, um auf verschiedene Marktbedingungen zu reagieren und potenziell von Preisbewegungen zu profitieren.

Risiken

  • Komplexität: Derivate sind komplexe Finanzinstrumente, die ein tiefes Verständnis der Märkte und der zugrunde liegenden Vermögenswerte erfordern. Unerfahrene Anleger können leicht Verluste erleiden.

  • Hebelwirkung: Während die Hebelwirkung zu hohen Gewinnen führen kann, erhöht sie auch das Risiko erheblicher Verluste. Kleine Marktbewegungen können große Auswirkungen auf die Derivateposition haben.

  • Liquiditätsrisiko: Einige Derivate, insbesondere solche, die außerbörslich gehandelt werden, können illiquide sein und es schwierig machen, Positionen zu schließen.

  • Kontrahentenrisiko: Bei außerbörslich gehandelten Derivaten besteht das Risiko, dass eine Partei ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, was zu Verlusten führen kann.

Beispiele für den Einsatz von Derivaten

Absicherung im Rohstoffhandel

Ein Rohstoffproduzent, der Öl fördert, kann Futures-Kontrakte nutzen, um sich gegen fallende Ölpreise abzusichern. Indem er einen Verkauf von Öl zu einem festen Preis in der Zukunft sichert, kann er seine Einnahmen stabilisieren, selbst wenn der Marktpreis fällt.

Spekulation im Aktienmarkt

Ein Investor, der glaubt, dass der Kurs einer bestimmten Aktie steigen wird, kann Call-Optionen auf diese Aktie kaufen. Wenn der Aktienkurs tatsächlich steigt, kann der Investor die Option ausüben und die Aktie zu einem niedrigeren Preis kaufen, um sie dann mit Gewinn zu verkaufen.

Zinsswaps zur Zinsabsicherung

Ein Unternehmen mit einem variabel verzinsten Kredit kann einen Zinsswap nutzen, um sich gegen steigende Zinsen abzusichern. Durch den Tausch von variablen gegen feste Zinszahlungen kann das Unternehmen seine Zinskosten stabilisieren und sich vor unerwarteten Zinserhöhungen schützen.

Fazit

Derivate sind komplexe, aber vielseitige Finanzinstrumente, die in verschiedenen Bereichen der Finanzwelt eine wichtige Rolle spielen. Sie bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Absicherung, Spekulation und Arbitrage, sind jedoch auch mit erheblichen Risiken verbunden. Ein tiefes Verständnis der Funktionsweise und der zugrunde liegenden Märkte ist unerlässlich, um erfolgreich mit Derivaten zu handeln.

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